Magazin caliber 09/2001 ab Seite 8
(mit freundlicher Genehmigung von Stefan Perey, caliber-Chefredakteuer)
 
 

Wettstreit der Wechselwunder!

VERGLEICHSTEST:  .45er-Pistolen mit 9 mm Luger-Wechselsystemen

Übersicht der getesteten Waffen Kaliber .45 ACP mit 9 mm Luger Wechselsystem
Wechselwunder-Wettstreit: Sieben .45er-Pistolen mit 9mm Luger Wechselsystemen mußten beweisen, was sie auf der 25 Meter-Schießbahn zu leisten vermögen.

Im Normalfall dürfen deutsche Sportschützen nur zwei Kurzwaffen erwerben. Was liegt also näher, als eine Großkaliber-Sportpistole mit passendem Wechselsystem zu kaufen? Denn trotz der kurzgehaltenen Waffenrechtsleine verschenk man so auf der grünen Waffenbesitzkarte keinen kostbaren Eintragungsplatz für andere Objekte der Begierde und kann dennoch verschiedene Kaliber in der Praxis einsetzen.

Doch wie simpel funktioniert der Kaliberwechsel und wie funktionssicher und präzise sind solche Wechselwunder? Unser Vergleichstest von sieben Pistolen im Basiskaliber .45 ACP mit 9 mm Luber-Wechselsystem sollte all diese Fragen beantworten.

Das berühmte Sommerloch hat auch für Redakteure einer Waffenfachzeitschrift so seine Tücken. Nicht, daß uns in dieser Zeit der Stoff für Artikel ausgehen würde, nein, vielmehr sind die Waffen oder wichtige Informationen für unsere Tests nur unter erschwerten Bedingungen ranzuschaffen. Dieser oder jener Hersteller hat gerade Betriebsferien oder zuverläsige Informanten aus der technischen Abteilung befinden sich im Urlaub, undsoweiter, undsoweiter.
Darum hätte dieser Vergleichstest auch noch umfangreicher ausfallen können, doch bestimmte Waffen waren trotz aller Bemühungen einfach nicht aufzutreiben.
So hätten wir gerne beispielsweise die überarbeitete CZ Brünner 97 B in .45 ACP von Dariusz Drost mit in diesen Test aufgenommen, weil der findige Büchsenmacher die bereits die caliber 9/2000 vorgestellte Matchpistole auch mit einem 9 mm Luger-Wechselsystem ausrüsten wollte. Doch leider war diese Waffe nicht zu bekommen. Noch entferntere Zukunftsmusik ist das anstehende 9 mm Luger-Wechselsystem, das es demnächst für die CZ 75 IPSC Standard (siehe caliber 3/99) geben soll.

Das Gleiche gilt für Peters Stahl, ein Unternehmen, das serienmäßige Matchpistolen mit Wechselsystemen als Erster in Deutschland bereits in den 70er Jahren populär gemacht hat. Da auch diese Firma Betriebsferien feierte, war leider keine aktuelle Peters Stahl-Pistole verfügbar. Doch da der Hersteller aus genannten Gründen auf keinen Fall in diesem Test fehlen sollte, griffen wir auf eine altbetagte Peters Stahl aus dem Jahre 1987 aus eigenen Beständen für diesen Test zurück.
Ebenfalls nicht ranzuschaffen war die Tanfoglio Custom Gold Match in .45 ACP (siehe caliber 6/2001) mit 9 mm-Umrüstsatz, da der Importeur, Neumann aus Langenzenn, die versprochene Warenlieferung aus Italien bis zum Redaktionsschluß nicht erhalten hatte.
Dennoch war auch dieser Test, wie so oft, mal wieder ein logistisches Großunternehmen.
Erst einmal muß sichergestellt werden, daß für jeden Testteilnehmer passende Ransom Rest-Schießmaschinen-Adapter zur Verfügung stehen. Danach gilt es, jede Waffe bereits vor dem ersten Schießstandbesuch genauestens zu examinieren, um vor bösen Überraschungen in Form

von Waffenfehlern oder Funktionsstörungen auf der Range verschont zu bleiben. Schließlich wird die Frage der Testmunition-Auswahl diskutiert und die entsprechenden Handlaborierungen in rauhen Mengen an der Wiederladebank hergestellt.
Dies geschieht aber erst dann, wenn alle Patronenlager der .45er- und 9er-Läufe vermessen wurden. Denn bei Verwendung von Handlaborierungen mit Semiwadcutter- oder Kegelstumpf-Geschossen, bei denen die aus der Hülse hervorstehenden Führungsflächen für einen möglichst kurzen rotationslosen Geschoßweg möglichst nahe am Übergangskonus liegen sollten, ist die Patronengesamtlänge ein entscheidender Faktor für Top-Präzision.
Erst nach diesen umfangreichen Vorbereitungen, die auch ein sauberes Einölen des Waffeninneren enthalten, weil viele Hersteller ihre Waffen "knochentrocken" ausliefern, geht es dann auf den Schießstand zur eigentlichen Arbeit.


 
 
Die Testkandidaten
(in alphabetischer Reihenfolge)
Einzelpreise
Basis- / Wechselsystem
Komplettpreis
  Les Baer Premier II Stretch
4220 DM / 2650 DM
6870 DM
  Heckler & Koch USP Elite
2347 DM / 1498 DM
3845 DM
  K. Sport Competition 2000
3270 DM / 1690 DM
4960 DM
  Pardini PC
2995 DM / 1895 DM
4890 DM
  Peters Stahl Multikaliber
3995 DM / 1598 DM
5593 DM
  SIG Sauer P 220 Sport
3223 DM / 1247 DM
4470 DM
  Strayer Voigt/Infinity Firearms
4470 DM / 1450 DM
5920 DM

 

Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Wechselwunder

Alle sieben Pistolen dieses Vergleichstests basieren auf dem immergrünen Browning- beziehungsweise modifiziertem Browning-Petter-System. Bei drei Pistolen in Gestalt der Les Baer Premier II Stretch, der K-Sport Competition 2000 und der Infinity Firearms triftt man auf das ursprüngliche Konzept, das John Moses um die 1900er-Jahrhundertwende bereits ersann. Somit verriegelt bei diesen Waffen also der abkippende, über ein Kettenglied gesteuerte Lauf mit zwei Warzen in korrespondierenden Verschlußnuten. Bei den vier anderen Testkandidaten von Heckler & Koch, Pardini, Peters Stahl und SIG Sauer verriegelt das als Riegelblock ausgestaltete Patronenlagerteil des Laufes im Verschlußfenster und die Steuerung der abkippenden Läufe erfolgt über offene Steuerkulissen.
Mit Les Baer, Peters Stahl und SIG-Sauer gingen drei Markenfabrikate mit Stahlgriffstück Kandidaten

für einreihige Magazine ins Rennen, die anderen bauen auf Leichtmetall- (Pardini), Stahl/Kunststoff- (K-Sport, Infinity) oder reinen Kunststoff-Griffstücken (Heckler & Koch) für doppelreihige Magazine auf. Hieraus erklärt sich die unterschiedliche Magazinkapazität in den beiden Kalibern .45 ACP und 9 mm Luger, die im Präzisionsschießen mit typischen Fünf-Schuß-Serien eine untergeordnete Rolle spielt, in IPSC/Action-Disziplinen aber durchaus von entscheidender Bedeutung sein kann.
Nur zwei der sieben Sportpistolen (Heckler & Koch und SIG-Sauer) waren mit kombinierten Single Action/Double Action-Abzugssystemen ausgerüstet, der Testrest wartete mit reinrassigen Single Action-Abzügen auf, die für das sportliche Schießen nach wie vor die beste Wahl sind.
Auch hinsichtlich des Sicherungsgefüges boten die Waffen ein nahezu einheitliches Bild, denn

als Sportpistolen mit Wechselsystemen verfügten mit Ausnahme der P 220 Sport mit Entspannhebel über im Griffstück gelagerte, beidseitig ausgelegte Drehhebelsicherungen nach Colt Government of 1911-A1-Bauart. Diese manuellen Sicherungen sind im sportlichen Bereich vollkommen praxistauglich und lassen sich sowohl mit der rechten als auch mit der linken Hand bequem und sicher bedienen.
Da alle Pistolen schon mehrfach Gegenstand von ausführlichen caliber-Einzelvorstellungen waren, wollen wir uns weniger mit dem geschichtlichen Werdegang, den Herstellungsverfahren und der Technik im Details jeder einzelnen Waffe beschäftigen, sondern unser Hauptaugenmerk vielmehr auf die Umrüstbarkeit auf das andere Kaliber und die Schußleistung in der Praxis legen.

Munitionsauswahl in 9 mm Luger und .45 ACP

Bei der Auswahl der Munition für den Test wurde wie immer auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Fabrik- und handgeladener Munition mit sporttauglichen Laborierungen gelegt. Im Kaliber 9 mm Luger fiel unsere Wahl bei der Fabrikpatrone auf dei 95 Grains Teilmantelpatrone von Magtech, die bei einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis schon aus vielen unterschiedlichen Waffen ihr gutes Präzisionspotential bewiesen hat. Der Impuls des leichten und schnellen Projektils am unteren Spektrum der 9 mm Luger-Geschosse scheint sich positiv auf die Präzision auszuwirken. Die zweite 9 mm Fabrikpatrone, die Subsonic-Match-Laborierung mit 147 Grains Vollmantel-Kegelstumpfgeschoß von Winchester, bewegt sich am oberen Ende der 9 mm Luger-Gewichtspalette, bringt aber neben angenehmem Schußknall und Rückstoßverhalten auch immer wieder Top-Ergebnisse aus Sport- und Dienstwaffen. Als typische Sportpatronen fiel unsere Wahl auf eine Handlaborierung mit Gießbleibgeschoß von WM Bullets und auf eine mit dem immer beliebter werdenen kupfer- und kunststoffbeschichteten High Speed-Geschossen von Haendler & Natermann. Da besonders im Kaliber 9 mm Luger bei Bleigeschossen der Diameter entscheidend ist, haben wir die 135 Grains-Laborierung immer mit den beiden in Frage kommenden Durchmessern .356" und .357" getestet und das Bessere der beiden Resultate mit dem jeweiligen Diameter in der Schußleistungstabelle angegeben.
Als Treibladungsmittel verwendeten wir das spezielle für die 9 mm Luger ausgewiesene einbasige Stäbchenpulver N 330 von Vihtavuori, das bei gutmütigem Gasruckaufbau und stabilem Abbrand in der kleinen

Hülse reagiert. Für die Laborierung mit dem neuen 127 Grains High Speed 9 mm-Matchgeschoß von Haendler & Natermann griffen wir auf das relativ neue zweibasige Blättchenpulver Titegroup von Hodgdon zurück, das auch schon bei stark reduzierten Laborierungen einen stabilen Abbrand gewährleistet. Diese Eigenschaft kommt besonders den High-Speed-Geschossen entgegen, die mit ihrer laufschonenden und rauchfreien Kunststoff-Beschichtung einen deutlich reduzierteren Ausziehwiderstand haben als Blei- oder Mantelprojektile.
Zur Stabilisierung des Abbrands und zur Reduzierung des teilweise  präzisionsschädlichen rotationslosen Geschoßweges wurde darüberhinaus bei den Blei- und Hiph-Speed-Laborierung eine Patronenlänge gewählt, die gerade noch in das Patronenlager mit dem kürzesten Übergangskegel paßten, ohne mit der aus der Hülse ragenden Führungsfläche des Geschosses schon den gezogenen Laufteil zu berühren.
Während die 9 mm Luger im Bezug auf den passenden Geschoßdiameter unter anderem aufgrund ihrer höheren Geschoßgeschwindigkeiten wählerischer ist, bringen fast alle .45 ACP-Waffen mit Geschossen mit .451"er-Diameter optimale Präzision. Eine Ausnahme bildet das High-Speed-Geschoß, das aufgrund seines sehr weichen und daher anpassungsfähigen Aufbaus praktisch immer in dem größten Diameter - also .357" für 9 mm Luger und .452" für .45 ACP - richtig ist. Auch für die .45er High Speed-Handladung mit 200 Grains Kegelstumpfgeschoß kam aus vorher genannten Gründen das Hodgdon Titegroup zur Anwendung. Statt einer Handladung mit Bleigeschoß griffen wir für die Fünfundvierziger

auf die brandneue WM-Bullets-Fabrikpatrone mit Silvermoly-beschichtetem 200 Grains Semiwadcutter im klassischen Hensley & Gibbs # 68-Design zurück. Je eine Hand- und Fabriklaborierung mit 185 Grains Vollmantel-Semiwadcutter von Hornady beziehungsweise Federal rundeten die Auswahl der Testmunition ab.
Während die ansonsten sehr zahme Federal Gold Medal-Matchpatrone als Referenzpatrone in .45 Auto gilt und aus den 6"-Läufen sogar meistens den DSB-Mindestimpuls und BDS-Faktor erreicht, können die kurz gesetzten, scharfkantigen Scheibengeschosse schon mal zu Zuführstörungen führen. Da schafften schon die 0,3 mm mehr Patronenlänge der Handlaborierung mit gleichem Geschoßtyp deutliche Verbesserung, wenngleich auch die ungewöhnliche Treibladung mit 6,3 Grains zweibasigem Blättchenpulver Alliant Power Pistol als Geheim-Ladung der präzisionsverwöhnten US Marksmanship Teams nicht aus allen Waffen die in Aussicht gestellte Top-Präzision erreichten konnte. Die Handlaborierungen wurden mit sehr budgetfreundlichen Komponenten erstellt. Außerdem ist für Sportschützen auch der Rückstoß entscheidend, und der kann mit handgeladenen Patronen bekanntlich stark reduziert werden. Schon 10 bis 20 Faktor- oder MIP-Punkte weniger lassen dem Schützen mehr Zeit zum Zielen und Abziehen und das ist erfahrungsgemäß immer noch wichtiger als eine hartschiessende Munition, die einem 10 Millimeter engeren Streukreis erreicht.


 


Les Baer - (Zu ) enge Passungen verhindern Top-Präzision in der Startphase

  Les Baer Premier II Stretch, Kaliber .45 ACP mit 9 mm Luger Wechselsystem
Nullspiel: Die Les Baer Premier II Stretch, ein hochwertiger 1911er-Klassiker mit verbürgter Schußleistung, schoß in .45 ACP die gewohnten 20 mm-Traumgruppen, konnte in 9 mm Luger aufgrund der Minimalpassungen und der fehlenden Einlaufzeit nicht glänzen.
(Foto: Uli Grohs)

Les Baer-Pistolen sind wohl "die" serienmäßig gefertigten, hochwertigen Großkaliber-Matchpistolen nach 1911-Bauart mit der erwiesenermaßen besten und vor allem konstantesten Schußleistung. Serienwaffen anderer Hersteller können nur im Einzelfall mit einer derart exzellenten Präzision aufwarten. Nur wenige US-Serienhersteller wie beispielsweise Strayer Voigt-Infinity Firearms aus Texas, der auch einreihige, klassische 1911er produziert (siehe caliber 5/2000), können Les Baer hinsichtlich Verarbeitung und Schußleistung das Wasser reichen.
Auch die Premier II in der 6"/152 mm lagen Stretch-Version wird vom deutschen Importeur Hans Peter Schäfer mit Wechselsystem angeboten. Obwohl für den simplen Kaliberwechsel ein kompletter Verschluß mit Lauf und Schließfeder zur Verfügung steht, kann die Wechseleinheit nicht ohne weiteres auf jeder Baer-Pistole in .45 ACP verwendet werden.
Der Grund hierfür liegt in der unterschiedlichen Konstruktion der Läufe.
Denn während das .45er-Rohr in der klassischen rampenlosen Ausführung perfekte Zuführung mit allen Geschoßtypen ermöglicht, fertigt Les Baer 9 mm-Waffen nur mit Rampenlauf, für dessen Verwendung das Griffstück

eine entsprechende Ausfräsung aufweisen muß, die wiederum die Verwendung von rampenlosen Läufen unmöglich macht.
Deshalb muß bereits die Grundwaffe im Kaliber .45 ACP mit Rampenlauf ausgeführt sein. Außer dem Verschluß muß zum Kaliberwechsel nunr der Ausstoßer getauscht werden, denn dieser ist bei allen 1911er-Pistolen grundsätzlich im Kaliber 9 mm Luger etwas höher als bei der .45er.
Rein nach Vorschrift muß dazu jedes mal der 1,6 mm dünne Spannstift aus dem Griffstück getrieben werden, der den Ausstosser hält. Da der Verschluß verhindert, daß der Ausstosser auch ohne diesen Stift aus dem Rahmen fällt, kann man die Waffe unter normalen Umständen auuch ohne diesen Schiessen, wodurch der Wechsel schneller vonstatten geht. Die professionellere Lösung ist jedoch die alleinige Verwendung des 9 mm-Ausstossers, der auch für die .45 Auto funktioniert, für den allerdings die Ausstosser-Rinne an der Verschlußunterseite minimal nachgefräst werden muß.
In der Vergangenheit haben wir unzählige Baer-Pistolen auf Verarbeitung und Präzision überprüft, konnten immer wieder absolute Traumschußbilder

erreichen und waren von der Konstanz in Verarbeitung und Schußleistung beeindruckt. Diesmal verhinderten aber die zu engen Passungen (ja, so etwas gibt es!) des 9 mm-Wechselsystems diese absolute Top-Präzision in der Startphase. Das System war dermaßen toleranzarm gearbeitet, daß in der ersten Einlaufphase mit rund 200 Schuß der gleichmäßige, mechanische Funktionsablauf im Verriegelungs- und Entriegelungsvorgang noch nicht gewährleistet war. Diese im Fachslang als "Resetting" bezeichnete, konstante mechanische Zusammenspiel zwischen den Hauptbestandteilen wird sich erfahrungsgemäß erst nach einer längeren Einlaufphase von rund 1.000 Schuß nahezu automatisch einstellen - nur, soviel Zeit stand uns für diesen Test dann doch nicht zur Verfügung. Das diese Les Baer-Pistole schießen kann, beweist sie im Kaliber .45 ACP mit typischen Traumresultaten von 18 oder 25 mm, war ihr den ersten Platz in der durchschnittlichen Schußleistung einbrachte. Auch das 9 mm-System bleibt mit 45 mm unter der magischen 50 mm-Grenze, doch sicherlich hätte die Baer nach längerer Einlaufphase noch besser abgeschnitten.

Hersteller Les Baer
Modell Premier II Stretch
Finish brüniert
Magazinkapazität 9 mm Luger: 9 / .45 ACP: 7
Verschluß Stahl
Griffstück Stahl
Lauf: Länge, -Hersteller, -Profil, -Drall 6", Kart, 6 Züge und Felder, Rechtsdrall
Korn 3,0 mm Rampenkorn, schwarz, quergeriffelt
Kimme, Kimmenauschnitt Bo-Mar Mikrometervisier, 2,6 mm
Visierlinie 199 mm
Abzuggewicht 1134 Gramm
Abmessungen (HxBxL) 140 x 38 x 240 mm
Gesamtgewicht mit leerem Magazin (9 mm) 1248 Gramm
Sicherungen doppelseitige Drehhebelsicherung am Griffstück
Extras Triggerstop
Extras Spannrillen vorn
beste Präzision 9 mm / .45 ACP / Kombination 45 mm / 18 mm / 63 mm

 


Heckler & Koch Elite - Wechselsysteme von der Stange passen

  Heckler & Koch - USP Elite
Präzision zum Sparpreis: Die grundsolide und sauber verarbeitete Heckler & Koch USP Elite überzeugte in .45 ACP durch drei 30 mm-Gruppen, ist dabei aber die preiswerteste Waffe im gesamten Testfeld.
(Foto: Uli Grohs)

Bei der langen Sportversion der USP-Baureihe macht sich die toleranzarme Serienfertigung des bekannten Behördenwaffenspezialisten aus Oberndorf am Neckar positiv bemerkbar. Wechselsysteme für .45 ACP-Grundwaffen kann man ohne jegliche Nachpaßarbeiten verwenden. Hierbei kommt man als Anwender nicht nur in den Genuß, zwischen den Kalibern .40 S&W und 9 mm Luger zu wählen, sondern darüber hinaus kann man auch den kurzbauenden USP-Standardverschluß, das Expert-Oberteil mit 5"-Lauf

und verstellbarer Visierung oder das reinrassige 6"-Sport-System der Elite-Serie auf den .45er-Basis-Rahmen montieren. Die 9 mm Luger-Magazine sind im Gegensatz zu den .45er-Tanks nicht aus Blech, sondern aus dem durchsichtigen Makralon-Kunststoff gefertigt und dem größeren Magazinschacht der .45er-Grundwaffe angepaßt.
Auch die Elite bewies zum wiederholten Male, daß sie schiessen kann. Drei Streukreise im 30 mm-Bereich bei vier verwendeten Laborierungen

bescherten ihr einen zweiten Platz nach Les Baer hinsichtlich der durchschnittlichen Schußleistung im Kaliber .45 ACP. Im Kaliber 9 mm Luger, das hinsichtlich der machbaren Schußleistung ohnehin problematischer ist als die gutmütige .45 ACP, blieb die Elite nur mit der Handlaborierung mit 3,6 Grains Vihtavouri N 330 und dem 135 Grains Mintert-Geschoß unter der 50 mm-Grenze.

Hersteller Heckler & Koch
Modell USP Elite
Finish QPQ
Magazinkapazität 9 mm Luger: 18 / .45 ACP: 12
Verschluß Stahl
Griffstück Polymer
Lauf: Länge, -Hersteller, -Profil, -Drall 6", H&K, 12 Flächen Polygon, Rechtsdrall
Korn 3,5 mm Scheibenkorn, schwarz, glatt
Kimme, Kimmenauschnitt LPA-SPR-Mikrometer, 2,9 mm
Visierlinie 212 mm
Abzuggewicht SA:1770 Gramm / DA:5800 Gramm
Abmessungen (HxBxL) 149 x 45 x 244 mm
Gesamtgewicht mit leerem Magazin (9 mm) 944 Gramm
Sicherungen doppelseitige Drehhebelsicherung am Griffstück
Sicherungen automatische Zündstiftsicherung
Extras Triggerstop
Extras doppelseitiger Magazinauslöser
beste Präzision 9 mm / .45 ACP / Kombination 46 mm / 31 mm / 77 mm

 


K-Sport Competition 2000 - Wenn Spaniens Blüten blühen

  Eduard Kettner's K-Sport Competition 2000
Spanische Sportlerin: Im Auftrag von Kettner wird diese K-Sport Competition 2000 bei der spanischen Firma SPS gefertigt. Die Waffe in der gehobenen Mittelpreisklasse überzeugt durch die parxisnahe Vollausstattung und eine solide Schußleistung (Kombinationswertung Platz 4).
(Foto: Uli Grohs)

Die K-Sport Competition 2000 stammt aus der hauseigenen Matchwaffen-Baureihe des renommierten Unternehmens Eduard Kettner aus Köln und ist das jüngste Mitglied unter den Testwaffen.
Ausgangsbasis für diese reinrassige Großkaliber-Sportpistole mit 6"-Lauf sind Hauptbestandteile, also Verschluß, Lauf und Griffstück, des spanischen Herstellers SPS. Die ehemalige Tochterfirma von Astra machte sich vor einigen Jahren durch günstige Nachbauten des amerikanischen STI/Strayer-Griffstücks einen Namen. SPS-Waffen werden unter anderem von ehemaligen IPSC-Europameister Angus Hobdell geschossen.
Auf Anregung des deutschen Großfinalisten entstand eine

komplett ausgestattete Scheibenwaffe, die von vorneherein schon auf die Wechselmöglichkeit ausgelegt war. So ist die Grundwaffe bereits mit 9 mm Austosser ausgeführt, so daß zum Kaliberwechsel nur das Magazin und der komplette Verschluß mit Federführungsstange und Feder getauscht werden muß, was schnell und simpel zu bewerkstelligen ist. Die Waffe mit im Mündungsbereich schwerem Bull Barrel-Lauf überzeugt hinsichtlich der gelungenen Komplettausstattung und den praxisnahen Gestaltungsmerkmalen im Detail. So sind die vorderen Greifrillen (Fachslang: serrations) nicht nur ästethisch gelungen, sondern auch sehr griffig und das sauber eingesetzte, schön niedrig

bauende Target-Korn zeugt ebenfalls von Liebe zum Detail.
In der Schußleistung schlug sich die spanisch-deutsche Kooperation ebenfalls wacker, denn sowohl in .45 ACP als auch in 9 mm Luger konnte die Pistole Streukreise unter 40 mm vorweisen. In 9 mm Luger lieferte die K-Sport Competition 2000 mit der 95 Grains Magtech-Fabrikpatrone das Bestresultat von 36 mm und in .45 ACP produzierte sie mit der Handlaborierung, bestehend aus 6,3 Grains Alliant Power Pistol und dem 185 Grains Hornady-Geschoß den engsten Streukreis von 38 mm.

Hersteller Kettner (SPS)
Modell k-Sport Competition 2000
Finish Stainless
Magazinkapazität 9 mm Luger: 18 / .45 ACP: 15
Verschluß Stahl
Griffstück Stahl/Polymer
Lauf: Länge, -Hersteller, -Profil, -Drall 6", SPS, 6 Züge und Felder, Rechtsdrall
Korn 3,3 mm Rampenkorn, schwarz, quergerillt
Kimme, Kimmenauschnitt Bo-Mar Mikrometervisier, 3,0 mm
Visierlinie 119 mm
Abzuggewicht SA:1380 Gramm
Abmessungen (HxBxL) 152 x 38 x 243 mm
Gesamtgewicht mit leerem Magazin (9 mm) 1194 Gramm
Sicherungen doppelseitige Drehhebelsicherung am Griffstück
Extras Triggerstop
Extras integrierter Magazintrichter am Kunststoffgriffstück
beste Präzision 9 mm / .45 ACP / Kombination 36 mm / 38 mm / 74 mm

 


Pardini - Der Wechsel ist ein Kinderspiel

  Pardini
Italienische Innovationsfreude: Die Pardini besticht durch die konsequente Sportwaffenkonstruktion, liegt preislich in der Mittelklasse und machte hinsichtlich der durchschnittlichen Schußleistung in der Kombinationswertung einen beachtlichen dritten Platz.
(Foto: Uli Grohs)

Im Gegensatz zu der überwältigenden Mehrzahl der Großkaliber-Sportpistolen, die auf nostalgischen oder modernen Dienstpistolen à la Colt 1911 oder H&K USP basieren und auf sportliche Belange nachträglich zugeschnitten wurden, ist die italienische Pardini-Pistole die uns einzig bekannte Großkaliberpistole, die von der ersten Zeichnung an direkt als reinrassige Sportwaffe konstruiert wurde.
Das macht sich nebendem flachen Griffwinkel und dem vollverstellbarem Abzug erfreulicherweise auch in der einfachen Zerlegung bemerkbar. Nach der Drehung des Demontage-Hebels kann der Verschluß vom Griffstück

gezogen und gegen das Oberteil im anderen Kaliber getauscht werden. Dazu gehört dann nur noch das passende Magazinund schon geht der Schießspaß in dem anderen Kaliber weiter.
Zu den besonderen Merkmalen der Pardini zählt neben dem flachen Griffwinkel, der sie ideal für das statische 25 Meter-Präzisionsschießen macht, aber dafür umso mehr Umgewöhnungsarbeit in dynamischen Action-Disziplinen fordert, das komplexe und in jeder Hinsicht justierbare Abzugssystem sowie die extrem tiefliegende Visierung. Klasse hinsichtlich der Funktionssicherheit ist auch die flache Patronenlagerrampe, die im

Zusammenspiel mit dem darauf abgestimmten Magazin für eine sehr gute Munitionszuführung sorgt.
Das 29 mm-Bestschußbild in 9 mm Luger sowie das 30 mm-Topresultat in .45 ACP sorgen dafür, daß die Pardini hinsichtlich der durchschnittlichen Schußleistung in 9 mm Luger den dritten und in .45 ACP den vierten Platz belegt. Rechnet man die durchschnittliche Schußleistung in beiden Kalibern aus, liegt die Pardini in der "Kombinationswertung" hinter Strayer-Infinity und SIG Sauer auf einem soliden dritten Platz.

Hersteller Pardini
Modell GT 45 6" (mit 6"-WS 9 mm Luger)
Finish brüniert/schwarz eloxiert
Magazinkapazität 9 mm Luger: 16 / .45 ACP: 13
Verschluß Stahl
Griffstück Aluminium
Lauf: Länge, -Hersteller, -Profil, -Drall 6", Kart, 8 Züge und Felder, Linksdrall
Korn 3,6 mm Rampenkorn, schwarz
Kimme, Kimmenauschnitt Pardini Mikrometer, 2,4 x 4,0 mm
Visierlinie 205 mm
Abzuggewicht 1315 Gramm (einstellbar)
Abmessungen (HxBxL) 138 x 45 x 254 mm
Gesamtgewicht mit leerem Magazin (9 mm) 1153 Gramm
Sicherungen doppelseitige Drehhebelsicherung am Griffstück
Extras doppelseitiger Magazinhalter
Extras einstellbarer Abzug
beste Präzision 9 mm / .45 ACP / Kombination 29 mm / 30 mm / 59 mm

 


Peters Stahl Multikaliber - Baujahr 87 außer Konkurrenz

  Peters Stahl Multikaliber - Baujahr 1987 Die berühmte Peters Stahl Doppel- oder Multikralle  
 
Nostalgie: Die Peters Stahl Multikaliber, Baujahr 1987, startete außer Konkurenz. Die Waffe hat 20.000 Schuß auf dem Buckel und dürfte hinsichtlich der Schußleistung nicht die Möglichkeiten einer neuen Serienwaffe repräsentieren.
(Foto: Uli Grohs)

Die berühmte federnde "Doppel- oder Mulltikralle" der Peters Stahl sorgt für den Ausgleich unterschiedlicher Patronenboden-Durchmesser im Stoßbodenbereich bei Verwendung unterschiedlicher Kaliber.
(Foto: Uli Grohs)
 

Einen Vergleichstest von Großkaliber-Sportpistolen mit Wechselsystemen ohne eine Peters Stahl Multikaliber-Pistole wäre wie einem Test von Kompaktklasse-PKW ohne VW Golf. Schließlich waren die Paderborner Sportwaffen die ersten Scheibenpistolen, die in Serienfertigung für die Verwendung in verschiedenen Kalibern vorgesehen waren.
Von Wechselsystemen zu sprechen wäre dabei falsch, denn mit einem konstruktionellen Kunstgriff umgeht man die Notwendigkeit verschiedener Verschlüsse beziehungsweise deren Stoßböden, die ja den unterschiedlichen Durchmesser der Patronenböden angepaßt sein müssen. Dieser Kunstgriff ist unter dem Begriff "Multi- oder Doppelkralle" in die Geschichte der Waffentechnik eingegangen, denn anstatt wie üblih die Patrone auf der der Auszieherkralle gegenüberliegenden Seite durch einen entsprechend breiten Stoßboden abzustützen, verwendet Peters Stahl dazu eine zweite, ebenfalls gefederte Kralle, die sich den

verschiedenen Patronengrößen anpassen kann.
Für einen Kaliberwechsel ist dadurch nur der Tausch von Lauf und Magazin und - je nach Stärke der Patrone - auch der Tausch der Verschlußfeder notwendig, die als Einheit mit der Federführungshülse auf der Federführungsstange verschraubt ist. Am Ende der Federführungsstange, die sich mit einem halb-umlaufenden Stahlring spielarm im Griffstück abstützt, befindet sich die Steuerkulisse, auf die der Lauf mit seinem stufenförmigen Fuß geführt wird. Positiver Nebeneffekt ist die Tatsache, daß die Federführungsstange nicht wie bei typischen 1911er-Pistolen mit 6"-Verschluß zerlegbar ausgeführt sein muß, sondern als Einheit beim demontierten Verschluß nach hinten entnommen werden kann. Der massige, kaltgehämmerte Lauf mit Polygonprofil zentriert sich ohne zusätzliche Laufführungsbuchse im Verschluß und kann ebenfalls nach hinten aus dem Schlitten genommen werden.

Wie schon zu Beginn erwähnt, war aus Gründen von Betriebsferien und trotz einer weitsichtig geplante, vorzeitigen Order keine aktuelle Peters Stahl-Pistole aufzutreiben, so daß wir für diesen Test auf eine Pistole Baujahr 87, die rund 20.000 Schuß auf dem Buckel hatte, zurückgreifen mußten. Daher sind die Resultate dieser Waffe mit etwas Vorsicht zu genießen. Doch ein 32 mm-Bestschußbild in 9 mm Luger und ein 48 mm-Topresultat in .45 ACP zeugen davon, daß eine Peters Stahl auch noch nach weit über zehn Jahren und regelmäßigem Einsatz gut schießen kann.
Heutzutage bevorzugt der Hersteller übrigens komplette Oberteile bei einem Kaliberwechsel und eine aktuelle Peters Stahl Multikaliber in .45 ACP mit einem vollständigen 9 mm Luger-Wechselsystem kostet beispielsweise im aktuellen Kettner-Hauptkatalog 3.995 DM (.45er-Basiswaffe und 1.598 DM (9er-Wechselsystem).

Hersteller Peters Stahl
Modell Multikaliber (Baujahr 1987, 20.000 Schuß)
Finish brüniert, Stainless
Magazinkapazität 9 mm Luger: 9 / .45 ACP: 7
Verschluß Stahl
Griffstück Stahl
Lauf: Länge, -Hersteller, -Profil, -Drall 6", Peters-Stahl, 12 Flächen Polygon, Rechtsdrall
Korn 3,2 mm Rampenkorn, schwarz, quergeriffelt
Kimme, Kimmenauschnitt Aristocrat-Tri Set, 2,7 mm
Visierlinie 206 mm
Abzuggewicht 1383 Gramm
Abmessungen (HxBxL) 153 x 39 x 245 mm
Gesamtgewicht mit leerem Magazin (9 mm) 1381 Gramm
Sicherungen doppelseitige Drehhebelsicherung am Griffstück
Extras Bedienelemente, Checkering, S&A-Funnel und
Tri-Set-Visierung nachträglich angebracht
beste Präzision 9 mm / .45 ACP / Kombination 32 mm / 48 mm / 80 mm

 


SIG Sauer P 220 Sport - Die meisten Bauteile beim Kaliberwechsel

  SIG Sauer P 220 Sport SIG Sauer P 220 Sport: Kaliberumrüstung ist aufwendig  
 
Eckernförder Edelstahl: Die SIG Sauer P 220 Sport mit Stahlgriffstück und Rahmengewicht ist nach Heckler & Koch die preiswerteste Waffe (Komplettpreis mit 9er-Satz), und errang einen zweiten Platz in der durchschnittlichen Schußleistung (Kombinationswertung)
(Foto: Uli Grohs)

Die P 220 Sport ist zwar die zweitbilligste Waffe mit der zweitbesten Schußleistung in der Kombi-Wertung, aber hinsichtlich der Kaliberumrüstung am aufwendigsten und kompliziertesten zu handhaben, da neben Rahmengewicht (wenn es eingesetzt wird) und Oberteil auch Kleinteile wie Demontage- und Verschlußfanghebel sowie der kaliberspezifische Verriegelungsblock im Rahmen ausgebaut und gewechselt werden müssen. Hört sich schlimmer an als es ist. Jeder mit minimalen Technikverstand kann die Sache innerhalb von maximal fünf Minuten bewältigen.
(Foto: Uli Grohs)
 

Die Sportvariante der P 220 hat mit der ursprünglichen Dienstpistole mit dem einreihigen Magazin nur noch die gute Ergonomie des Griffstücks und den hohen Sicherheitsstandard gemein. Die vorliegende Testwaffe basiert auf einem aus dem Vollmaterial gefrästem Stahlgriffstück, statt auf dem, bei Behördenwaffen bevorzugten, Leichtmetallrahmen.
Sowohl Double- als auch Single-Action-Abzugswiderstand und -charakteristik sind durch den Einsatz spezieller Federn deutlich verbessert worden. Der 5,5"/140 mm lange, kaltgehämmerte Feld-Zug-Lauf ragt knapp 29 mm weit aus dem Verschluß. Er wird von dem wahlweise in Stahl oder Aluminium erhältlichen Gewicht (Einzelpreis: 371 DM) umkleidet, das wiederum an den Quernuten in der Federführungsrinne des Griffstücks befestigt ist.

Diese ungewöhnliche Befestigung eines Zusatzgewichts hat den Vorteil nicht in die Repetierfunktion der Pistole einzugreifen und trotzdem den Rück- und Hochschlag wirkungsvoll zu dämpfen. Der Schütze kann auch noch auf einen Zwei-Kammer-Kompensator zurückgreifen, der in gleicher Weise am Griffstück befestigt wird. Eine weitere Version ist zusätzlich mit einem Korn versehen, so daß der Sportschütze damit nochmals die Visierline verlängern kann. Wermutstropfen ist die Notwendigkeit der Demontage des Gewichts um den Verschluß vom Griffstück zu ziehen. Neben dem kompletten Verschluß mit Lauf und Magazin gehört bei der P 220 noch ein Demontagehebel, ein Verschlußfanghebel und ein kaliberspezifischer Verriegelungsblock im Rahmen zum Wechselsystem. Diese Teile sind für eine störungsfreie Funktion notwendig und

müssen vom Schützen zum Kaliberwechsel im Griffstück getauscht werden. Mit etwas Übung läßt sich dieser Umbau auf dem Schießstand in weniger als fünf Minuten erledigen. Um Verwechselungen zu vermeiden, sind alle Austauschteile mit einer "9" markiert, was natürlich auch für die Akurratesse in der Sauer & Sohn-Fertigung spricht.
Dies spiegelte sich auch in der Performance auf der Schießbahn wider, denn die P 220 Sport zeigte in beiden Kalibern eine sehr ausgewogene Leistung, wobei das 9 mm-Topergebnis 32 mm und das .45-Spitzenresultat 28 mm betrug.

Hersteller SIG-Arms Sauer
Modell P 220 Sport
Finish brüniert, Stainless matt gestrahlt
Magazinkapazität 9 mm Luger: 9 / .45 ACP: 7
Verschluß Stahl
Griffstück Stahl
Lauf: Länge, -Hersteller, -Profil, -Drall 5,5", SIG-Sauer, 6 Züge und Felder, Linksdrall
Korn 3,3 mm Rampenkorn mit weißem Punkt
Kimme, Kimmenauschnitt LPA-Mini-Mikrometer mit weißen Punkten 3,3 mm
Visierlinie 167 mm
Abzuggewicht SA:1450 Gramm / DA:5850 Gramm
Abmessungen (HxBxL) 150 x 34 x 225 mm
Gesamtgewicht mit leerem Magazin (9 mm) 1126/1393 Gramm (ohne/mit Gewicht)
Sicherungen automatische Zündstiftsicherung
Extras Entspannhebel an der linken Seite
Extras abnehmbares Griffstückgewicht
beste Präzision 9 mm / .45 ACP / Kombination 32 mm / 28 mm / 60 mm

 


Strayer Infinity - Topeisen aus Texas

  Strayer Voigt Infinity ausschraubbare Stoßboden der Strayer Voigt-Infinity  
 
Testsieger in der Kombinationswertung wurde die Strayer Voigt-Infinity Firearms. Allerdings ist die edle Waffe aus Texas samt Umrüstsatz mit 5920 DM auch die zweitteuerste Testkandidatin. Eine Hi-Cap-Strayer "a la card" wie die unter der Targetpistole gezeigte IPSC-Waffe mit Extras wie dem Long Dust Cover-Griffstück mit "Garcia-Flutungen", extrem leichtem Single Action-Abzug, einem dreieckigem Schlittenprofil in komplett schwarzem Finish mit rotleuchtendem Lichtfängerkorn kostet ohne Wechselsystem bereits stolze 5000 DM.

Texas-Trick: Der über den Schlagbolzenkanal ausschraubbare Stoßboden macht einen zweiten Verschluß überflüssig und sorgt somit für eine angenehme Preisreduzierung des Wechselsystems. Wer es bequemer mag, kann natürlich auch ein komplettes, aber eben auch teureres Oberteil erwerben.
(Foto: Uli Grohs)
 

Noch einen anderen Weg des Kaliberwechsels geht Sany Strayer von Strayer Voigt/Infinity Firearms. Seine reinrassige 6"-Scheibenpistole mit zweiteiligem Stahl/Polymer-Griffstück und doppelreihigem Magazin besitzt einen herausnehmbaren Stoßboden, der mit einer durchbohrten Schraube durch den Zündstiftkanal verschraubt wird, und durch die der Schlagbolzen läuft. Durch diesen technisch raffinierten Minimalismus wird zum Kaliberwechsel neben dem Stoßboden nur Magazin, Lauf, Verschlußfeder und die

passende Auszieherkralle notwendig. Ein System- und Kaliberwechsel bedeutet bei der P 220 und bei der Infinity den größten Aufwand, weil hier am meisten Kleinteile ausgetauscht werden müssen.
Da für beide Kaliber die gleiche Visierung verwendet wird, muß der Schütze sich entweder pro Kaliber Laborierungen mit der gleichen Treffpunktlage suchen, oder sich die notwendigen Verstelleschritte am Visier notieren, was bei der präzisen Rastung der Bo-Mar-Mikrometer-Kimme

kein Problem darstellt.
Im Kaliber 9 mm Luger lieferte die Infinity mit 27 und 29 mm-Streukreisen beeindruckende Werte unter der 30 mm-Makre und auch im Kaliber .45 ACP konnte die Wafe mit einem 37 mm-Topstreukreis überzeugen. Die gute Munitionsverträglichkeit und Präzisionsumsetzung auf die Scheibe bescherte dem Edeleisen aus Texas den ersten Platz in der Kombinationswertung.

Hersteller Infinity Firearms
Modell Infinity
Finish brüniert
Magazinkapazität 9 mm Luger: 18 / .45 ACP: 15
Verschluß Stahl
Griffstück Stahl/Polymer
Lauf: Länge, -Hersteller, -Profil, -Drall 6", Schuemann, 6 Züge und Felder, Rechtsdrall
Korn 2,6 mm Rampenkorn, schwarz, quergeriffelt
Kimme, Kimmenauschnitt Bo-Mar Mikrometervisier, 2,6 mm
Visierlinie 200 mm
Abzuggewicht 1381 Gramm
Abmessungen (HxBxL) 151 x 39,5 x 243 mm
Gesamtgewicht mit leerem Magazin (9 mm) 1219 Gramm
Sicherungen doppelseitige Drehhebelsicherung am Griffstück
Extras Triggerstop
Extras auswechselbarer Stoßboden
beste Präzision 9 mm / .45 ACP / Kombination 27 mm / 37 mm / 64 mm


Zusammenfassung der Ergebnisse


Alle Schießstandresultate aller Testwaffen wurden wie immer in einer großen Einzelwert-Ballistiktabelle zusammengefaßt und nochmals in einer Rangliste der durchschnittlichen Schußleistung in den einzelnen Kalibern 9 mm Luger und .45 ACP sowie in einer Kombinationswertung beider Kaliber gelistet und bewertet. Übersichtlicher und aussagekräftiger kann man unserer Meinung nach solch einen Großtest nicht gestalten.
Um es nochmals klarzustellen, die Peters Stahl Baujahr 87 dürfte unseren Erfahrungen nach nicht repräsentativ für die Leistungsmöglichkeiten

einer Neuwaffe sein, wurde aber aus Gründen der Vollständigkeit trotzdem in den Testwaffenkreis mitaufgenommen. Diese Waffe läuft somit außer Konkurrenz und die Erkenntnis, was eine Peters Stahl 14 Jahre und rund 20.000 Schuß später zu leisten vermag, ist ja auch was wert. Auch die Les Baer in 9 mm Luger hätte sicherlich besser abgeschnitten, wenn man der Waffe aufgrund der Nullspielpassung eine 1.000 Schuß-Einlaufphase hätte spendieren können. Doch auch die Erfahrung, daß eine Pistole mit der "perfekten" Passung eben paradoxerweise zu Funktionsstörungen in der Startphase neigen

kann, ist sicherlich für den ein oder anderen eine wertvolle Erkenntnis.
Bedenkt man, daß der Komplettpreis-Unterschied der getesteten .45er-Pistolen samt passendem 9 mm Luger-Wechselsatz im Extremfall (der billigsten und teuersten Waffe) 3.025 DM betragen kann, der Unterschied in der Schußleistung (Kombinationswertung beider Kaliber) aber im Extremfall (der "schlecht- und bestschiessenden Waffe) ganze 12 mm beträgt, muß man ganz nach individuellen Ambitionen und Sachzwängen entscheiden, welche Waffe denn der zukünftige Wunschpartner sein soll.  

(Stefan Perey/Jens Tigges)
 
 

Aktualisiert:  03.10.2001